Früher wurde man gemobbt, weil man Star Wars Episode V am Premierentag im Kino gesehen hat!
Heute wird man gemobbt, wenn man Star Wars Episode VIII nicht in der Premierennacht sieht!
May the 4th – Mainstream
Vor ein paar Tagen, am 4. Mai, ist mir wieder mal ein besonders Phänomen bewusst geworden. Denn wie jeden Jahres haben wieder viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen ihre „Kreativität“ spielen lassen, um auf den „Star Wars Day“ aufmerksam zu machen. Sogar „normale“ Firmen wie Deutsche Bahn, OBI und andere springen auf diesen Trend auf und setzen das ikonische „May the 4th“ in ihren Marketingkampagnen ein. Was einst ein Insider-Witz unter Star Wars-Fans war, hat sich in ein kommerzielles Marketinginstrument verwandelt und verdeutlicht in Wirklichkeit einen tieferen kulturellen Wandel: Die schleichende Aneignung von Nerd-Kultur durch den Mainstream.
Früher kindisch – heute Cool
In den letzten Jahrzehnten wurden Subkulturen, die sich um Themen wie Star Wars, Marvel, Computergames und Informatik drehen, oft als Nischeninteressen von Nerds und Geeks betrachtet. Diese Gemeinschaften kultivierten ihre eigenen Codes, Rituale und Insider-Witze, die sie miteinander verbanden und ihnen einen sicheren Raum boten. Während zu dieser Zeit Nerds und Geeks belächelt/gemobbt wurden, ist es heute „cool“, ein Star Wars-Fan zu sein oder die neuesten Marvel-Filme zu diskutieren. Blockbuster-Filme, die auf Comics basieren, brechen Rekorde, während Videospiel-Streaming-Plattformen wie Twitch Millionen von Zuschauern anziehen. Dies zeigt wie das breite Publikum und große Unternehmen zunehmend diese Subkulturen entdecken und wie sie sie in ihre eigene Marketingstrategie integrieren.
Kulturellen Aneignung
Für viele, die diese Nischen von Anfang an unterstützt haben, fühlt sich diese Übernahme wie eine Form der kulturellen Aneignung an. Während kulturelle Aneignung oft mit ethnischen Gruppen in Verbindung gebracht wird, wird der Begriff hier auf Subkulturen angewandt, die eine einzigartige Identität und Gemeinschaft geschaffen haben. Diese Gemeinschaften sahen sich in der Vergangenheit oft Ausgrenzung und Vorurteilen gegenüber, den ihre Interessen wurden als „unpopulär“ oder „kindisch“ abgestempelt wurden. Die plötzliche Akzeptanz ihrer Interessen durch die breite Masse führt zu einem Gefühl des Identitätsverlusts und der Frustration.
Unbedingt Allen recht machen
Ein weiterer Kritikpunkt, den Nerds an der kommerziellen Vereinnahmung ihrer Interessen äußern, ist der Qualitätsverlust. Während Mainstream-Unternehmen versuchen, von diesen Franchises zu profitieren, wird die Tiefe und Komplexität oft zugunsten einer breiteren Anziehungskraft geopfert. Fans, die seit Jahren ihre Leidenschaft für diese Themen pflegen, sehen sich oft enttäuscht von oberflächlichen Darstellungen, die dem ursprünglichen Geist des Materials nicht gerecht werden.
Coins & Loot
Außerdem ist da auch noch das Problem der Monetarisierung dieser Subkulturen. Unternehmen erkennen das wirtschaftliche Potenzial von Nerd-Themen und nutzen es aus, indem sie Produkte und Dienstleistungen anbieten, die oft wenig mit der ursprünglichen Subkultur zu tun haben. Dies führt zu einer Kommerzialisierung, die den wahren Fans oft widerstrebt und den ursprünglichen Geist ihrer Gemeinschaften untergräbt.
Fazit
Was hier als kulturelle Aneignung stattfindet, sollte nicht als Triumph des Mainstreams gefeiert werden. Es sollte ein Appell sein, Respekt für die Wurzeln dieser Subkulturen zu haben. Für die Geeks und Nerds, die diese Subkulturen aufgebaut haben, ist es wichtig, dass ihre Welt mit Respekt behandelt wird und ihre Leidenschaften nicht auf eine trendige Konsumware reduziert werden.












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