BINARIUM – Deutsches Museum der digitalen Kultur in Dortmund.
Nach dem ich im August meine Sammlung dem Museum gespendet hatte, war ich natürlich gespannt wir das (z.Z. zur Hälfte) fertige Museum aussieht. Da momentan mein Terminplan etwas voll ist, war der Vormittag des 31. Dezembers der einzig mögliche Termin in diesem Jahr.
Schon beim fahren auf den Parkplatz wurde uns bewusst, dass wir die einzigen Besucher sein werden. Ich hatte zwar erwartet, dass an Sylvester nicht viel los sein wird, aber das wir wirklich alleine sind, hatte ich nicht gedacht.
Von Christian, dem Gründer und Betreiber des Museums, und seiner Frau wurden wir sehr herzlich begrüsst und nach einem kurzem Small Talk ging es dann in die eigentliche Ausstellung.
Aufbau
Zur Zeit ist nur die untere Etage des Museums geöffnet, welche sich mit der Geschichte der Videogame-Konsolen beschäftigt. Die obere Etage mit der Geschichte des Personal Computer (PC) ist im Moment noch in Arbeit und soll bald (2.Quartal 2017) eröffnet werden.
Die Anordnung der Exponate folgt der historischen Entwicklung, von den frühen 1970er bis zur Gegenwart, aufgeteilt in drei Hallen.
Halle 1
Der erste Raum der Ausstellung ist den Anfängen der Videogames gewidmet.
Von den frühen 1970er bis zum Videogame-Crash von 1983.
Beginnend mit elektro-mechanischem und elektronischem Spielzeug und der ersten Homeconsole, der Magnavox Odyssey („The Brown Box“), geht es weiter über das Zeitalter der Pong-Konsolen in der Mitte der 70er. Gefolgt vom ersten Konsolen-Boom der frühen 80er mit dem legendären Atari 2600 und weiteren Konsolen wie ColecoVision und Vectrex.
Hoch interessant war es Dinge live zusehen, die man sonst nur von Bildern oder Legenden kannte z.B. Vectrex 3D Imager, Intellivoice oder das Chess Module für Odyssey² (Philips Videopac G7000) Noch besser wäre es genau diese Dinge in Action zu sehen, aber dieses umzusetzen ist in einem Museum immer schwer.
Lustig war auf einem Beamer eine Folge der alten ZDF-Sendung Telespiel zusehen, bei der Pong über das Telefon gespielt wurde. Je lauter der Ton desto höher der Schläger.
Auch gut war gegen meine Eule Pong zu spielen, sie lernt verdammt schnell. Beim dritten Spiel musste ich mich schon sehr konzentrieren. Auch beim Pac-Man auf dem Atari 2600 hat sich sich verdammt gut geschlagen, mein kleines Geek-Mädchen. 🙂
Diese Halle sagte mir natürlich am meisten zu, vor allem weil es genau meine Zeit gewesen ist, die Zeit in der ich anfing mich für Videospiele und Computerspielen zu interessieren. – Never forget your roots!
Halle 2
Im Nächten Raum ging es dann weiter mit der Konsolen-Generation 3, sprich NES und Sega Master System. Überrascht hatte mich wie „früh“ das NES auf den Markt kam. Mir war gar nicht bewusst, dass es in Japan schon 1983 auf den Markt kam, während im Rest der Welt der Crash gerade auf seinem Höhepunkt war. Wiedermal was gelernt.
Das ich mich ab Mitte 1983 mehr für Homecomputer interessiert habe, ist sicher einer der Gründe, warum ich die Entwicklung auf dem Konsolen-Markt zu der Zeit nicht so wahrgenommen habe. Und die Zeit zwischen 1988 und 1994 ist sowieso mein Dark Age was Video- und Computergames angeht. Genug persönliche History, weiter mit dem Rundgang.
Die Nächten Vitrinen sind der Konsolen Generation 4 gewidmet mit Neo Geo, Super NES, PC Engine und Mega Drive. Wobei mir aus Arcade-Zeiten besonders das Neo Geo in guter Erinnerung geblieben ist und den Stunden die ich mit Metal Slug verbracht habe.
Weiter geht’s dann zu Generation 5 mit Nintendo 64, Sega Saturn, PlayStation (1) und. ATARI’s letztem Versuch noch mal an alte glorreiche Zeiten anzuknüpfen dem Atari Jaguar.
Den Abschluss in dieser Halle bildet dann die Generation 6 mit Sega’s letztem Versuch, die Dreamcast und dem Einstig von Microsoft mit der XBOX.
Halle 3
Im letztem Raum geht es zum einen um die aktuellen Generation der Konsolen. Das Zeitalter von Nintendo’s WIIs, PlayStations und XBOXs. Ebenfalls in diesem Raum gibt es eine Reihe von Vitrinen über die Geschichte des Mobilen Gamings, von den analogen Anfängen, über die LED und LCD-Spiele der 70er und 80er Jahre, weiter über die Gameboys, bis zur Gegenwart mit mobile Gaming auf dem Smartphone.
Gegenüber sind Vitrinen mit spezial Kontrollern z.B. Quest for the Rings einer der drei Boardgame/Videogame-Hybrids für die Odyssey² (Philips Videopac G7000) und die riesige Mech-Steuerungseinheit für Steel Battalion. In diese Kategorien passen auch der GoKart-Simulator und der Flugsimulator mit Cockpit-Kabine.
Zocken!
Nach dem ersten Rundgang ging es natürlich um das wofür dieses Museum auch da sein soll: dem Ausprobieren der Games. Da wir die einzigen Besucher waren, war es natürlich einfach die Spiele zu testen. Aber wenn es gut besucht ist, z.B. am Wochenende oder in der Ferienzeit, wird es an den Spielstation bestimmt sehr voll werden.
Fazit
Man merkt, dass das Museum noch sehr neu ist. Es befindet sich eindeutig noch in der Aufbau-, Findungs- und Optimierungsphase.
Dieses ist mir ganz besonders bei der Geschichte der Konsolen-Generation 2 (Atari & Co.) aufgefallen. Denn gerade die Darstellung diese Zeit empfand ich persönlich als etwas „dünn“. Besonders das der Atari 2600 nur als eine Spielstation gezeigt wurde und auch das der Historische Videogame-Crash von 1983 z.Z. nur als eine kleine Texttafel dargestellt wird, hat mich etwas enttäuscht. Vielleicht ist es auch nur mir so stark aufgefallen, weil gerade diese Zeit für mich, mein Leben und das was ich heute bin, ultra wichtig war –
„The 80s – the decade that made me!“
Zum Glück hatte ich noch Gelegenheit mit Christian über genau diese Punkte zu sprechen. Auch ihm sind einige diese Sachen schon aufgefallen und er selber ist damit auch noch nicht ganz zufrieden. Er hat aber auch schon Pläne und Ideen wie er das verbessern will.
Wie schon gesagt, das Museum ist ja erst Anfang Dezember eröffnet worden. Die Betreiber müssen halt erstmal schauen, was wie an kommt, was nicht und wo sich was optimieren lässt.
Overall ist es ein sehr gutes Museum, welches mit vielen Exotischen Ausstellungsstücken aufwarten kann. Es hat auch ein sehr gutes und ausbaufähiges Konzept. Und es hat einen Gründer und Betreiber bei dem man merkt, er ist mit Herzblut dabei.
Ich bin schon sehr gespannt wie sich das ganze Museum weiter entwickeln wird. Vor allem bezüglich der oberen Etage mit der Geschichte der Personal Computer (PC) dessen Eröffnung z.Z. fürs zweite Quartal 2017 geplant ist.
Dann werde ich auf jeden Fall auch wieder vorbei schauen, wenn möglich diesmal sogar bei der Einweihung ….