In a time before history, the Hyborian Age,
there existed the land of Hyrkania …
Einleitung
Als ich zum ersten Mal von diesem Film hörte, war ich skeptisch – extrem skeptisch. Schon allein der Gedanke, dass irgendjemand ernsthaft versucht, nach all den Jahren wieder eine Red Sonja-Verfilmung rauszuhauen, klang für mich eher nach Hollywood-Verzweiflung als nach ehrlicher Hommage.
Dass er komplett anders sein würde als die 1986-Version, war mir sofort klar. Die große Frage für mich war aber: Wie kann man in der heutigen Zeit überhaupt eine „vernünftige“ Film-Version machen, die dem Source-Material treu bleibt – ohne gleich weichgespült oder überproduziert zu wirken?
Der Trailer lieferte leider auch keine eindeutige Antwort. Optisch sah es zwar teilweise richtig gut aus, aber Story und Tonfall waren schwer einzuschätzen. Ein paar Szenen erinnerten mich an klassische VHS-Nächte, andere fühlten sich schon fast zu modern glattgebügelt an.
Nach einigem Hin und Her – und mit einer ordentlichen Portion GenX-Zynismus im Gepäck – hab ich mich dann doch entschieden, mir diesen Film reinzuziehen. Popcorn, kaltes Bier, Licht aus, Film ab.
… 1 h 50 min später …
Das war nicht das, was ich erwartet hatte!
Es war irgendwie besser – und gleichzeitig schlechter.
Einzelne Momente haben mich richtig gut abgeholt, andere wiederum haben mich fast schon wütend den Kopf schütteln lassen.
Und ganz ehrlich: Warum hab ich in letzter Zeit ständig Filme, bei denen ich nach dem Abspann nicht weiß, ob ich sie lieben oder hassen soll? Vielleicht liegt’s an mir, vielleicht liegt’s daran, dass Filme heute immer zwischen Fan-Service und Massentauglichkeit pendeln.
Aber das Gefühl, im Zwiespalt zu bleiben, zieht sich mittlerweile wie ein roter Faden durch meine Kinoerlebnise.
Vorwarnung
Aber eins nach dem anderen – und erst mal eine kleine Vorwarnung:
Ich werde hier ein paar Ansichten und Meinungen raushauen, die für Woke GenZ-Snowflakes garantiert wie ein Schlag ins Gesicht wirken werden (nicht „könnte“ – sondern „werden“!). Das ist kein Trigger-Warning im modernen Sinne, sondern eher ein klassisches GenX-Disclaimer: Wer mit meiner 80s-Weltanschauung nicht klar kommt, darf jetzt gerne aussteigen, sich ’nen SoyLatte holen und TikTok weiterscrollen.
Alle anderen: Buckle up – es wird ein harter Ritt durch ein dunkles Low-Fantasy-Tal voller Blut, Stahl, und gebrochener Helden …
Das Positive
Fangen wir mit dem Positiven an – also dem, was den Film tatsächlich verdammt gut macht:
Die Regisseurin hat erkennbar versucht, etwas im Style eines klassischen 80s Sword-and-Sorcery-Films hinzubekommen.
Und manches davon ist ihr wirklich überraschend gut gelungen:
- Die (overall) Story passt und wirkt so, als könnte sie auch direkt aus einem alten Heavy-Metal-Comic stammen.
- Kamera, Optik, Look and Feel → eindeutig 80s-VHS-Vibes, mit leichtem Körnchen Trash – genau so will man das sehen.
- Kulissen und Effekte – teils schwer zu unterscheiden, ob praktisch gebaut oder CGI/LED Volumes. Aber gerade diese Unschärfe gibt dem Ganzen etwas von diesem „Retro-Fake-Charme“.
- Das Make-up – besonders das der Mandrill-Menschen – großartige Idee, wirklich mal was anderes und fast schon so, als hätte man ein verschollenes Creature-Design aus der Ära von „Beastmaster“ oder „Deathstalker“ gefunden.
- Die Kostüme wirken (oft) wie aus einem 80s-Barbaren-Film – man spürt förmlich die Mischung aus Leder, Schweiß und Klebstoff.
- Auch das Pacing erinnert streckenweise an die alten Sword-and-Sorcery-Streifen: eher langsam und atmosphärisch, mit gelegentlichen Ausschlägen in Richtung Over-the-Top.
Das Negative
So weit so gut – wenn sie diesen Gedanken nur konsequent zu Ende gesponnen hätte.
Ich fürchte mal, dass sich dann (wieder mal) das Studio eingemischt hat. Denn zwei wichtige Punkte für einen klassischen 80s-Sword-and-Sorcery-Film fehlen: Gore und Nudity!
Okay, ein bisschen Gore ist da – drei Szenen um genau zu sein: am Anfang Animal-Gore, eine Nahaufnahme von Folter mit Messer in der Wunde und ein Armbrustbolzen durch den Hals. Aber das war’s. Viewblock bei Enthauptungen, sogar eine extrem wichtige schwere Verletzung verschwindet einfach zwischen zwei Schnitten, als ob jemand Angst hatte, das Publikum könnte zartbesaitet sein.
Und echte bzw. volle Nudity? Fehlanzeige. Stattdessen: Ein bisschen tiefes Dekolleté, ein bisschen Bikini Midriff und baden mit Klamotten!
In den 80s wäre das alles easy ein PG-13 gewesen – aber auf keinen Fall ein echtes R-Rateing.
Jetzt klingt das so, als wären Gore & Nudity das Wichtigste überhaupt. Klar, sind sie nicht. Aber bei einem Film, der sich ganz bewusst den 80s Sword-and-Sorcery-Style auf die Fahne schreibt, gehören sie einfach dazu – so sicher wie Schwerter, Blut und dämonisches Gelächter.
Ein weiterer Punkt: Warum müssen Bösewichte heutzutage fast immer eine Art Redemption-Arc oder „Empathy for the Villain“-Moment haben? Kann ein Villain nicht einfach nur böse, finster und gnadenlos sein – so wie früher? Ohne dass man noch die traurige Kindheit erklärt bekommt?
Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Directors Cut, der mehr Mut zeigt: mehr Gore, mehr Nudity – würdig eines echten 80s Dark-Fantasy-Flicks. Der könnte dann auch gleich das Mary-Sue-Problem ausbügeln. Denn: Wo hat Sonja eigentlich so gut kämpfen gelernt? Im Film gibt es null Infos über ihre Zeit zwischen der Trennung vom Stamm und der Gegenwart (auf der Suche nach den anderen Hyrkaniern). Ein paar Trainings-Szenen in den Slave-Pits, Schweiß, Blut und gebrochene Knochen – das hätte schon geholfen, ihre Skills etwas glaubwürdiger zu machen.
Kurz gesagt:
Wie ein guter Schwerstreich, aber im letzten Moment wurde die Klinge gedreht, sodass es nur ein leichter Schlag war und kein tödlicher Treffer.
Die Rüstung
Und dann ist da noch der sprichwörtliche Cyclops in the Room: ihre Rüstung.


Bei einem Film namens „Red Sonja“ erwartet natürlich jeder, dass sie ihre ikonische und berühmt-berüchtigte Rüstung aus den Marvel-Comics trägt. Genau – den legendären Ketten-Bikini, den Roy Thomas und Barry Windsor-Smith in den 70s erfunden haben. Und nur als Reminder: Diese Red Sonja basiert nicht direkt auf einer Figur aus Howards Conan-Geschichten, sondern ist eine Adaption und Mischung verschiedener Howard-Charaktere.
Die Regisseurin hat hier sichtlich versucht, es allen recht zu machen. Zuerst steckt Sonja in einem simplen Leder-Outfit – Waldläufer-Style, ziemlich generisch. Später darf sie tatsächlich kurz das klassische Comic-Outfit tragen, aber das Ganze wird durch den Spruch des Schmiedes ins Lächerliche gezogen:
„You can have this.“ – „And that protects?“ – „Nothing. Absolutely nothing. But the crowd will love it.“
Klar, ich weiß – der alte Running-Gag: ein Ketten-Bikini, der vor nichts schützt und nur für Fanservice, titillating Shots und den klassischen Male Gaze da ist. Aber immerhin wurde das markante Outfit überhaupt eingebaut – anders als 1986, wo man’s komplett ignoriert hat.
Die Rüstung, die sie dann für den Rest des Films trägt, würde ich mal als „Platten-Bikini“ bezeichnen. Für mich wirkt das wie ein Kompromiss: ein bisschen mehr Schutz, aber trotzdem noch optische Anleihen an den ikonischen Ketten-Bikini. Leider fühlt es sich dadurch so an, als wolle man auf zwei Partys gleichzeitig tanzen: Die einen Fans (etwas) glücklich machen und gleichzeitig (etwas) die Kritiker beruhigen. Am Ende bleibt eine Rüstung, die weder das eine noch das andere richtig erfüllt – nicht badass genug für die Hardcore-Fans, aber auch nicht „realistisch“ genug, um als glaubhafte Kriegerinnenrüstung durchzugehen.
Und genau hier zeigt sich das Problem: Red Sonja ist keine Figur, die man mit halben Sachen ausstattet. Entweder man geht Full-Fanservice und macht den Ketten-Bikini zum Mythos, oder man schmeißt alles über Bord und baut eine komplett eigene, konsequente Version (siehe 1986) . Aber dieser Mittelweg fühlt sich eher nach Studio-Kompromiss als nach mutiger Entscheidung an.
Besetzung
So gut Matilda Lutz auch spielt, irgendwie fehlt ihr für eine Kriegerin wie Red Sonja nach meiner Einschätzung einfach der Body. Und damit meine ich nicht die Oberweite – sondern echte Muskelmasse. Für eine Schwertkämpferin wirkt sie schlicht zu dünn, fast schon zerbrechlich. Wenn man sie mit Sandahl Bergman in „Conan“ oder auch Brigitte Nielsen in der 1986er-Version vergleicht, merkt man sofort den Unterschied: Da war mehr Physis, mehr Präsenz, mehr die „she-devil with a sword“-Ausstrahlung.
Jemand wie Gina Carano hätte mit ihrer MMA-Statur wahrscheinlich besser gepasst, auch eine Gal Gadot (trotz DC-Image) hätte die physische Glaubwürdigkeit eher mitgebracht. Es geht mir dabei nicht um Oberflächlichkeiten, sondern um Authentizität: Eine Figur wie Red Sonja lebt von einer Mischung aus Härte, Wildheit und roher Körperlichkeit. Und die kommt bei Lutz nicht immer so rüber, wie sie sollte.
Das schmälert ihre schauspielerische Leistung nicht – die ist solide und in manchen Momenten sogar richtig stark. Aber für eine Ikone wie Sonja hätte ich mir jemanden gewünscht, der nicht nur acting, sondern auch mehr physische Dominanz mitbringt. Denn wenn man schon versucht, einen 80s-Dark-Fantasy-Spirit aufleben zu lassen, dann braucht’s auch jemanden, der diesen Vibe körperlich verkörpert.
Aber das ist am Ende eben meine persönliche Meinung – und vielleicht auch typisch GenX-mäßig härter geurteilt, als es ein GenZ-Viewer tun würde.
Fazit
Red Sonja 2025 hatte in meinen Augen das Potenzial, ein richtig großer, erinnerungswürdiger Film zu werden – ein moderner Klassiker im Geiste der 80s. Doch leider haben Studio-Entscheidungen und Marketing-Politur dafür gesorgt, dass vieles nur halbgar wirkt. Schade, denn die Ansätze waren da: Atmosphäre, Optik und eine Prise Mut. Aber Mut allein reicht nicht, wenn am Ende die Klinge stumpf bleibt.
Ich weiß, dass ich hier ziemlich hart die Maßstäbe der klassischen 80s Sword-and-Sorcery-Filme anlege – und klar, viele heutige Zuschauer*innen werden das als altbacken oder überzogen empfinden. Aber genau das ist der Punkt: Wer diese Ära bewusst zitiert, muss auch die Regeln dieser Ära beherzigen. GenX-Viewer werden mir da vermutlich zustimmen, während jüngere Generationen vielleicht nur den Kopf schütteln.
Mein Wunsch: ein Directors Cut, der den Mut hat, konsequenter zu sein. Mit mehr Trainings-Szenen, die Sonjas Entwicklung zeigen, mehr Hintergrund-Storys zu Dragan, Annisia und Sonja selbst – und natürlich mit dem, was einem echten Dark-Fantasy-Film seinen Biss gibt: mehr Gore, mehr Nudity und mehr ungeschliffene Wildheit. Dann könnte dieser Film das Schwert endlich durchziehen – wie ein wilder Enthauptungsschlag, der den Kopf vom Rumpf trennt und keine Fragen offenlässt.
PS 1:
“Hawk once said the Barbarian King of Cimmeria was a man worth meeting.
Zum Glück haben sie diesen Spruch noch eingefügt – ein kleiner, aber feiner Fan-Service-Moment.
PS 2:
Mal schauen, wie Deathstalker 2025 wird – angeblich soll er ja in die gleiche Kerbe schlagen. Wenn das Ding den Mut hat, wirklich voll auf Dark-Fantasy, Blood & Guts & Tits zu setzen, vielleicht bekommen wir dann endlich wieder das Gefühl zurück, ein verschollenes VHS-Tape um drei Uhr morgens gefunden zu haben – dreckig, brutal und mit genau dem Funken Wahnsinn, der heute fehlt. 🤘














































Kommentar verfassen :